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KUNSTHANDEL AUSGEWÄHLTE WERKE IMPRESSUM        
 
 
   
  FRANÇOIS BOUCHER, Werkstatt
(Paris, 1703–1770)
SILVIA FLIEHT VOR DEM VERWUNDETEN WOLF
 
Ca. 1756
Öl auf Leinwand, Höhe: 90 cm, Breite: 120 cm (oval), gerahmt
   
  PROVENIENZ
 
Europäischer Privatbesitz
   
  François Boucher war ein Meister des französischen Rokoko, dessen galante Welten er in lasziven, mythologischen, allegorischen und erotischen Motiven verkörperte. Er war Hofmaler des französischen Königs Ludwig XV. und Günstling der einflussreichen Madame de Pompadour.
 
Das Gemälde „Silvia flieht vor dem verwundeten Wolf” aus der Werkstatt von François Boucher stellt eine von vier Episoden dar, die Boucher Torquato Tassos Hirtenspiel „Aminta“ entnommen hat, das 1573 uraufgeführt wurde und sich im 18. Jahrhundert in Frankreich großer Beliebtheit erfreute.
 
Das Hirtenspiel schildert die Geschichte des verliebten Schäfers Aminta, der sich hoffnungslos nach der keuschen Nymphe Silvia verzehrt. Nachdem er sie unter dem Vorwand, einen Bienenstich lindern zu wollen, dazu bringt, seine Lippen zu küssen, wird seine Sehnsucht nur noch größer. Selbst nachdem er Silvia von den Fesseln eines liebestollen Satyrs befreit, der sie an einen Baum gebunden hat, bleibt seine Angebetete unnachgiebig.
 
Statt ihm zu danken, begibt Silvia sich auf die Jagd und schießt einen Wolf mit einem Pfeil an. Die Szene auf dem Gemälde zeigt den Moment, in dem der Wolf auf Silvia zuläuft, sie die Flucht ergreift und dabei ihren Schleier verliert. Ihre Jagdgefährtin Nerina findet Silvias Schleier im Wald und glaubt sie tot.
 
Aminta erfährt von Silvias vermeintlichem Tod und stürzt sich verzweifelt von einer Klippe. In diesem Augenblick wird sich Silvia ihrer Liebe zu Aminta bewusst und will sich ihrerseits das Leben nehmen. Doch Amintas stürzender Körper wird von einem Busch aufgehalten. Die letzte Szene zeigt, wie Aminta in Silvias Schoß liegt und sich von ihren Lippen die Freuden- und Reuetränen trocknen lässt.
 
Das Gemälde zeigt Bouchers offensichtliche Freude, den Körper der jungen Silvia mit großer Sinnlichkeit darzustellen. Die Dramatik des Geschehens löst sich in heiterer Leichtigkeit, den weichen pastelligen Farben und dem Liebreiz der schönen Nymphe auf.
 
Die vier Episoden wurden von Boucher ursprünglich für den Duc de Penthièvre als Supraporten für das Hôtel de Toulouse in Paris geschaffen oder, einer zweiten Annahme folgend, für Madame de Pompadour für das Schloss Crécy nahe Paris, das kurz nach Entstehung der Gemälde 1756 vom Duc de Penthièvre erworben wurde. Zwei der Gemälde befinden sich im ehemaligen Hôtel de Toulouse, heute Sitz der Banque de France. Die zwei weiteren, darunter auch jenes mit Silvia und dem Wolf, sind nach der Revolution in die Sammlung des Musée des Beaux-Arts in Tours gelangt.
 
Von dem Gemälde „Silvia flieht vor dem verwundeten Wolf” ist im Musée du Louvre eine weitere Version aus der Werkstatt Bouchers erhalten. François Boucher unterhielt zu Lebezeiten ein Atelier mit Schülern, die seine Werke oft fertig ausführten, wiederholte Ausschnitte in verschiedenen Zusammenhängen und malte für verschiedene Auftraggeber Kopien seiner Bilder, sogenannte Repliken.
 
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