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  ADRIAEN VAN UTRECHT (Antwerpen, 1599–1652/53)
STILLLEBEN MIT WILD, FRÜCHTEN UND GEMÜSE
 
1640er-Jahre
Öl auf Leinwand, Höhe: 111,5 cm, Breite: 144 cm
   
  PROVENIENZ
 
Privatsammlung, Deutschland, ab den 1920er Jahren
Privatsammlung, Österreich, seit 2021
   
  Das Gemälde von Adriaen van Utrecht gibt Einblick in eine opulent bestückte Speisekammer. Links darin findet sich eine Vielfalt von erlegtem Federvieh. Auf dem Tisch liegen ein Fasan, eine Wachtel, eine Rohrdommel, eine Ente, Buchfinken und Distelfinken, während an der Wand ein Auerhuhn, eine Stockente und weitere Vögel hängen. Rechts im Hintergrund quellen grüne und blaue Trauben aus einem geflochtenen Korb. Ebenso kunstvoll in Szene gesetzt wird das Gemüse: Kohlkopf, Karfiol, Fenchel und Artischocken überbieten einander in der Perfektion ihrer Ausführung. Schließlich hängt ein Zweig mit satten reifen Pflaumen schwer über die Tischkante, als ob er den Betrachter zum Zugreifen verführen möchte.
 
Während Frans Snyders, der zweite große flämische Stilllebenmaler, helle Farben verwendet, bevorzugt van Utrecht warme Erdtöne, insbesondere Graugrün und starke Hell-Dunkel-Effekte. Letztere leiten sich wahrscheinlich aus seiner Kenntnis der italienischen Malerei und insbesondere der Werke von Anhängern Caravaggios ab. Das vorliegende Stillleben zählt in seiner Üppigkeit, Dichte und malerischen Finesse zu Adriaen van Utrechts herausragenden Werken der 1640er-Jahre.
 
 
Wir danken Fred Meijer vom RKD – Nederlands Instituut voor Kunstgeschiedenis, Den Haag, für die Bestätigung der Autorschaft anhand von hochauflösenden Fotos. Er datiert das Gemälde auf die 1640er Jahre und vergleicht es mit einem 1641 datierten Werk (siehe Auktion, Sotheby’s, London, 29. April 2015, Lot 348, verkauft für 93.750 GBP).
 
Das Gemälde ist gereinigt und gerahmt.
 
   
  ADRIAEN VAN UTRECHT
 
Adriaen van Utrecht war ein flämischer Stilllebenmaler. 1599 in Antwerpen geboren, gehörte er dem „Goldenen Zeitalter“ der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts an. Er war Schüler des Malers und Händlers Herman de Nijt, der eine reiche Kunstsammlung besaß, und wurde 1625 Freimeister der Antwerpener Lucasgilde. Er starb im Herbst 1652 in Antwerpen.
 

Van Utrecht ist vor allem für seine prächtigen Bankettstillleben, Fruchtgirlanden, Markt- und Küchenszenen sowie Darstellungen von lebendem Geflügel auf Bauernhöfen bekannt. Seine Gemälde, insbesondere die Jagd- und Wildstillleben, zeigen den Einfluss von Frans Snyders. Die beiden Künstler gelten als die Haupterfinder der pronkstilleven, also der Stillleben, die Fülle betonen, indem sie eine Vielfalt von Gegenständen, Früchten, Blumen und totem Wild, oft zusammen mit Menschen und Tieren, darstellen. Van Utrecht arbeitete regelmäßig mit führenden Antwerpener Malern zusammen, die Schüler oder Assistenten von Peter Paul Rubens waren wie Jacob Jordaens, David Teniers dem Jüngeren, Erasmus Quellinus II., Gerard Seghers, Theodoor Rombouts, Abraham van Diepenbeeck und Thomas Willeboirts Bosschaert.
 

Zu seinen Auftraggebern zählten unter anderen der römisch-deutsche Kaiser Ferdinand III., König Philipp IV. von Spanien und der Prinz von Oranien.
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