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KUNSTHANDEL AUSGEWÄHLTE WERKE IMPRESSUM        
 
 
   
  JAN VAN KESSEL DER ÄLTERE
(Antwerpen, 1626 – 1679, Antwerpen)
BLUMENKARTUSCHE MIT MARIA, JESUS UND JOHANNES
 
1650er-Jahre
Öl auf Holz, Höhe: 64 cm, Breite: 44 cm, gerahmt
   
  PROVENIENZ
 
Europäischer Privatbesitz
   
  EXPERTISE
 
Dr. Klaus Ertz, Lingen, 22. März 2021
   
  Jan van Kessel der Ältere steht mit seinem malerischen Werk in der großen Brueghel'schen Tradition. Sein Großvater war Jan Brueghel der Ältere (1568–1625), sein Onkel Jan Brueghel der Jüngere (1601–1678). Als außerordentlich vielseitiger Künstler betätigte er sich in vielen Genres, darunter prächtige großformatige Blumenstillleben, Fluss- und Paradieslandschaften oder feine, detaillierte Studien von Schmetterligen, Insekten oder Muscheln.
 
Das vorgestellte Gemälde veranschaulicht Jan van Kessels ganzes Können als aufmerksamer Beobachter der Natur und erfahrener Feinmaler am Höhepunkt seiner Kariere in den 1650er-Jahren. Eine farbenprächtige Blumengirlande mit rosafarbenen, weißen und roten Rosen, mit Tulpen, Iris und Lilien sowie einem zarten Schmetterling schmückt die plastische Kartusche mit der Darstellung der Muttergottes samt Jesuskind und Johannesknaben. Die Figuren stammen, wie es für diese Zeit und den flämischen Brauch der Gemeinschaftsarbeiten typisch war, laut der Expertise von Dr. Klaus Ertz von einem Maler aus der Nachfolge von Peter Paul Rubens. Kessels Hauptaugenmerk liegt jedoch vor allem auf der detaillierten Ausführung des leuchtenden Blumenkranzes und dem verbindenden Blattwerk, das er beinahe haptisch erfahrbar macht.
 
Er zeigt eine Zusammenstellung von Blumen, die eigentlich zu unterschiedlichen Jahreszeiten blühen, aber hier in einer einzigen Komposition zusammengeführt sind. Hervorzuheben ist vor allem eine rot und weiß gestreifte Tulpe der Sorte „Semper Augustus“, die vor dem Einbruch der „Tulipomania“ im Jahr 1637, der Spekulation mit Tulpenzwiebeln in den Niederlanden, zu außergewöhnlich hohen Preisen gehandelt wurde. Es wurden bis zu 10.000 Gulden für eine einzige Zwiebel der „Semper Augustus“ geboten. Zu dieser Zeit verdiente beispielsweise ein Zimmermann nur rund 250 Gulden im Jahr.
 

Die Kombination von aktuellem naturwissenschaftlichem Interesse, durchkomponiertem Bildaufbau und feinsinniger malerischer Ausführung macht das Gemälde von Jan van Kessel dem Älteren zu einem begehrten Werk der Antwerpener Malerei in der Brueghel'schen Tradition des 17. Jahrhunderts.
 
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