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KUNSTHANDEL AUSGEWÄHLTE WERKE IMPRESSUM        
 
 
   
  FRIEDRICH VON AMERLING (1803 Wien–1887 Wien)
GROSSE LANDSCHAFT MIT BAUM UND MARMORGRUPPE
 
1856, Öl auf Leinwand, Höhe: 111 cm, Breite: 185 cm
   
  PROVENIENZ
 
Dorotheum, Wien, 263. Kunstauktion, Versteigerung „Nachlass von Friedrich von Amerling“, 3.–6. Mai 1916, S. 4, Lot 44, Tafel 6 (mit Abb.)
Dorotheum, Wien, Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts,
12. September 2012, Lot 00223
Europäischer Privatbesitz
   
  LITERATUR
 
Auktionskatalog Dorotheum, Wien, 263. Kunstauktion, Versteigerung „Nachlass von Friedrich von Amerling“, 3.–6. Mai 1916, S. 4, Lot 44, Tafel 6 (mit Abb.)
Günther Probszt, Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtmalerei, Zürich, Leipzig, Wien, Amalthea 1927, S. 145, Nr. 914
   
  AUSSTELLUNGEN
 
Amerling-Ausstellung 1888, Österreichischer Kunstverein Wien
Künstlerhaus Wien, 1898
   
  Friedrich vom Amerling genoss vor allem als Porträtmaler großes Ansehen, Landschaften hingegen sind von ihm nur wenige bekannt. Vorzugsweise malte er diese in den 1850er-Jahren. Es handelt sich dabei um Phantasielandschaften, teils mit idyllischen Szenen und dem Müßiggang frönenden Figuren, oder um dramatisch aufgebaute „Weltenlandschaften“, in denen die Natur mit all ihrer Kraft Hauptdarstellerin ist.
 
Das Gemälde „Große Landschaft mit Baum und Marmorgruppe“ von 1856 ist eine solche ideale Landschaft. Sie zeigt eine Waldlichtung mit einem Fluss im Vordergrund, die von einer Anzahl bunt gekleideter, teils tanzender, badender und sich vergnügender Nymphen bevölkert wird. Im Zentrum der Landschaft steht ein steinernes Monument, auf dessen Sockel Mars und Venus zu erkennen sind. In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Nymphengruppen, eine weitere tummelt sich am Fluss. Die linke Seite gibt im Hintergrund den Blick auf eine Tempelanlage, das Meer und ein Gebirge frei, auf der rechten Seite ist ebenfalls etwas zurückversetzt inmitten von Bäumen ein einzelner Tempel auszunehmen.
 
In dieser idealen Landschaft, die auch 1916 im Nachlasskatalog von Friedrich von Amerling im Wiener Dorotheum als „Grosse ideale griechische Landschaft“ verzeichnet und abgebildet ist, beschäftigt sich der Künstler mit dem Mythos Arkadiens. Schon in der Zeit des Hellenismus wurde Arkadien, im Zentrum des Peloponnes gelegen, zum Ort des Goldenen Zeitalters verklärt, wo die Menschen unbelastet von mühsamer Arbeit und gesellschaftlichem Anpassungsdruck als zufriedene und glückliche Hirten in einer idyllischen Natur lebten. Entsprechend war Arkadien das ideale Thema der antiken bukolischen Schriften, aber auch der reichen bukolischen Literatur der europäischen Renaissance und des Barock sowie zahlloser Gemälde des 16. bis 19. Jahrhunderts. Als eine der wenigen Landschaftsdarstellungen Amerlings besticht das Gemälde „Große Landschaft mit Baum und Marmorgruppe“ vor allem durch seine unbeschwerte Anmutung und malerische Finesse.

 
Laut Dr. Sabine Grabner, der Verfasserin des in Arbeit befindlichen Werkverzeichnisses von Friedrich von Amerling, die das Gemälde im Original begutachtet hat, ist es mit der Nummer 914 des von Günther Probszt 1927 publizierten Werkverzeichnisses identisch und wird in das neue Werkverzeichnis übernommen werden.
 
Das Gemälde ist gereinigt, restauriert und gerahmt.
   
   
FRIEDRICH VON
AMERLING
 
14. April 1803 Wiener Vorstadt Mariahilf–14. Januar 1887 Wien, war neben Ferdinand Georg Waldmüller einer der angesehensten österreichischen Porträtmaler des 19. Jahrhunderts.
 
In die Familie eines Gold- und Silberdrahtziehers hineingeboren, studierte Amerling von 1815 bis 1824 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Danach beschloss er, seine Ausbildung an der Akademie in Prag fortzusetzen, bevor er 1827 für gut eineinhalb Jahre nach London übersiedelte. Dort traf Amerling auf den Porträtmaler Sir Thomas Lawrence (1769–1830), der großen Einfluss auf seine Arbeit ausübte. Weitere Reisen führten ihn nach Paris und Rom, von wo aus er schließlich nach Wien berufen wurde, um das Porträt von Kaiser Franz I. von Österreich zu malen. Durch diesen Auftrag wurde er zu einem führenden Porträtisten, dessen besonderer Stil die Eleganz britischer Porträtmalerei und den Realismus der Wiener Biedermeiertradition zu verbinden wusste. Feinfühlige Beobachtungsgabe, edle bis exotische Arrangements und gediegene Farbigkeit zeichnen seine Werke aus. Amerling, der viermal verheiratet war, unternahm zeit seines Lebens ausgedehnte Studienreisen: 1840–1843 sowie 1845/46 nach Rom, 1882 nach Spanien, 1883 u. a. nach England, 1884 nach Griechenland, 1885 nach Ägypten und Palästina sowie nach Skandinavien bis zum Nordkap. Sein erlesener Kundenkreis schloss nicht nur Mitglieder der königlichen Familie ein, sondern ebenso wohlhabende Bürger der Oberschicht, Berühmtheiten sowie Künstler und sicherte ihm schon zu Lebzeiten einen hervorragenden internationalen Ruf.
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