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  ROSA HAGENAUER-BARDUCCI, attr
(Florenz 1744 – 1786 Wien)
JOHANN BAPTIST HAGENAUER UND SEINE FRAU ROSA HAGENAUER-BARDUCCI
 
Öl auf Leinwand
Höhe: 34,5 cm, Breite: 28,5 cm
   
  PROVENIENZ
 
Sammlung Karl (1913–1979) und Gertrude (1921–2009) Pfatschbacher, Linz
   
  Das Doppelporträt zeigt mit großer Wahrscheinlichkeit den bekannten Salzburger Barockbildhauer Johann Baptist Hagenauer und seine Frau Rosa Hagenauer-Barducci. 1744 in Florenz geboren war Rosa Hagenauer-Barducci eine der ersten Salzburger Malerinnen, die als selbständige Künstlerpersönlichkeit hervortrat und allgemeine Anerkennung fand. Von ihrer Hand stammt das berühmte Porträt der Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart.
 
Das Gemälde zeigt das Künstlerpaar im Atelier vor einem Vorhang und zwei Säulen. Während die Malerin im Vordergrund sitzt und die linke Hand samt Palette in Richtung Staffelei streckt, sitzt der Mann im Hintergrund. Beide richten den Blick prüfend zur Staffelei. Am Boden liegen zwei Büsten, eine weitere steht vor dem Fenster, das den Blick auf eine Stadtkulisse und den Himmel freigibt. Die Malerei ist in pastelligen Farben und flockigem Pinselstrich gehalten.
 
Johann Baptist Hagenauer wurde 1732 in Ainring bei Freilassing geboren, das damals zum Fürstbistum Salzburg gehörte. Durch die Unterstützung von Erzbischof Sigismund Graf Schrattenbach und seinem Onkel Lorenz Hagenauer wurde ihm ab 1754 ein Studium der Bildhauerei an der Wiener Akademie der bildenden Künste ermöglicht. Auf der darauffolgenden Italienreise, zu der er 1759 aufbrach, lernte er in Florenz die zwanzigjährige Rosa Barducci kennen. Das Paar heiratete 1764 im Salzburger Dom. Rosa war Malerin und stammte aus einer Künstlerfamilie. Sie diente ihrem Mann Johann Baptist immer wieder als Modell für Skulpturen, die bekannteste ist die Marienstatue am Salzburger Domplatz. Auch im Nymphenburger Schlosspark und im Schlosspark von Schönbrunn in Wien lassen sich ihre Figur und ihr Gesicht in vielen Statuen wiedererkennen.
 
1761 wurde Johann Baptist Hagenauer durch den Erzbischof Sigismund Graf Schrattenbach in die Position des erzbischöflichen Galerieinspektors erhoben, bald darauf zum höfischen Hofstatuarius. Durch seinen künstlerischen Erfolg, aber sicherlich auch durch die Ausstrahlung seiner bildschönen und künstlerisch sehr begabten Frau, wurde er in Laufe der Jahre zu einem der führenden und gefragtesten Künstler Salzburgs. Rosa Hagenauer-Barducci hat sich in Salzburg vor allem als Porträtmalerin einen Namen gemacht. Berühmtheit erlangte ihr Porträt der Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart, das auch auf dem bekannten Familienbild der Mozarts von Johann Nepomuk della Croce an der Wand des Musikzimmers zu sehen ist oder das Porträt des Erzbischofs Sigismund Graf Schrattenbach.
 
Zwei Jahre nach dem Tod des Erzbischofs und Gönners der Hagenauers zog 1773 zuerst Rosa Barducci nach Wien. Ihre regen Kontakte mit Künstlern und Auftraggebern veranlassten Leopold Mozart, den Vater von Wolfgang Amadeus, zu Spekulationen. Er berichtete nach Salzburg: „Die Madame Rosa haben wir Donnerstag abends auf der Bastein angetroffen ... die gute Madame tat sehr fremd mit uns, denn sie wurde von einem gewissen Rosa, Tiermaler und Generalinspektor, am Arm geführt.“ Johann Baptist Hagenauer beeindruckte das nicht und als er wenige Zeit später nach Wien zog, wurde das gemeinsame Leben wieder aufgenommen und beide erfreuten sich größter Wertschätzung. Sogar der Kaiser beehrte sie mit einem Besuch.
 
Einige Jahre später erkrankte die Malerin. Als Wolfgang Mozart ihr 1781 einen Besuch abstattete und das Porträt seiner Mutter abholen wollte, fand er sie bereits in elendem Zustand und schrieb darüber seinem Vater: „Sie würden sie fast nicht mehr kennen, so mager ist sie...“ (Gesamtausgabe der Briefe Mozarts, Kassel 1962 f.)
 
Rosa Hagenauer-Barducci litt an Lungenschwindsucht und starb im Alter von zweiundvierzig Jahren am 18. Jänner 1786. Sie war einer der ersten bedeutenden Malerinnen Salzburgs. In einer Zeit, als Frauen noch kaum eine selbständige Entfaltung zugestanden wurde, hatte sie es verstanden, sich als Künstlerin zu behaupten. Das Doppelporträt führt das Selbstverständnis der Malerin eindrucksvoll und wunderschön vor Augen.
 
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